GHGA Vorlesungsreihe: Annette Peters (virtuell)

Professor Annette Peters vom Institut für Epidemiologie der Helmholtz Zentrum München sprach am 20. Juni 2022 im Rahmen der GHGA-Vortragsreihe ("Advances in Data-Driven Biomedicine") über "The German National Cohort - Overall study design and OMICS concept".

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Abstrakt:

Die Nationale Kohorte Deutschland (NAKO) ist eine multidisziplinäre Kohortenstudie, die darauf abzielt, die Ursachen schwerer chronischer Erkrankungen wie Krebs, Atemwegs-, Infektions- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu untersuchen, Risikofaktoren zu identifizieren und die Früherkennung und Prävention von Krankheiten zu verbessern. Zwischen 2014 und 2019 wurden 205.217 Personen im Alter von 20 bis 69 Jahren, die zufällig aus der Allgemeinbevölkerung gezogen wurden, in 18 Studienzentren in ganz Deutschland untersucht. Die Studiengebiete umfassen städtische, stark industrialisierte und ländliche Regionen. Diese Basisuntersuchung umfasste ein breites Spektrum an medizinischen Untersuchungen, ein ausführliches Interview und selbstausfüllende Fragebögen sowie die Entnahme verschiedener Biomaterialien. Zusätzlich wurden bei 30.861 Teilnehmern in 5 der 18 Studienzentren Ganzkörper-MRT-Messungen durchgeführt. Die Teilnehmer werden anhand von Fragebögen und Krankheitsregistern auf neu aufgetretene Krankheiten untersucht. Außerdem werden alle Studienteilnehmer zu Nachuntersuchungen in den Studienzentren eingeladen. Diese Nachfolgestudie begann im Oktober 2018 und wird voraussichtlich im April 2023 abgeschlossen sein. 

Während der Untersuchungen werden den Teilnehmern verschiedene Bioproben (Serum, Plasma, Buffy Coat, RNA, Urin, Speichel, Stuhl, Nasenabstriche) entnommen. Bis Dezember 2021 wurden insgesamt 22 Mio. qualitätsgesicherte Aliquots gesammelt. Der größte Teil dieser wertvollen Sammlung wird im zentralen Biorepositorium der NAKO am Helmholtz Zentrum München gelagert. Um diese hochwertigen Bioproben effizient zu nutzen, hat eine Gruppe von NAKO-Wissenschaftlern mit spezieller Expertise ein Konzept zur Generierung und Nutzung von OMICS-Daten in der NAKO erstellt. Dieses Konzept beschreibt einen schrittweisen Ansatz zur Nutzung modernster OMICS-Techniken mit dem Ziel eines umfassenden Multi-OMICS-Ansatzes innerhalb der NAKO. In Kombination mit der umfassenden Phänotypisierung einschließlich moderner Bildgebung und der Verknüpfung von Gesundheitsakten werden die NAKO-Multi-OMICS-Daten zu einer zentralen Ressource für die Gesundheitsforschung auf nationaler und internationaler Ebene. Zusammen mit einem Überblick über das NAKO-Studiendesign wird dieses Konzept in dem Vortrag ausführlich vorgestellt. 

Biographie:

Prof. Dr. Annette Peters leitet das Institut für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt und ist ordentliche Professorin für Epidemiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Deutschland. Sie studierte Biologie und Mathematik in Deutschland und Epidemiologie an der Harvard School of Public Health, Boston, USA. Sie leistete Pionierarbeit bei der Identifizierung des Zusammenhangs zwischen Feinstaub in der Luft und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Heute leitet sie die Forschungsplattform KORA, die Mitte der 80er Jahre in Augsburg ins Leben gerufen wurde und bevölkerungsbezogene Erhebungen und anschließende Folgestudien in den Bereichen Epidemiologie, Gesundheitsökonomie und Gesundheitsforschung durchführt.

Sie ist zudem Principal Investigator der NAKO Gesundheitsstudie, der größten Gesundheitsstudie in Deutschland, und seit Oktober 2018 Vorsitzende des NAKO-Vorstands. In der NAKO werden seit 2014 prospektiv 205.000 Männer und Frauen im Alter von 20 bis 69 Jahren untersucht. Als PI ist Annette für den Aufbau und den Betrieb des zentralen Biorepositorys der NAKO am Helmholtz Zentrum München verantwortlich, in dem die unschätzbare Sammlung der NAKO-Bioproben aufbewahrt wird. Darüber hinaus ist Annette Sprecherin der NAKO-Expertengruppen für OMICs-Analysen. 

Annettes Forschungsinteressen sind altersbedingte und chronische Krankheiten. Insbesondere ist sie bestrebt, das Verständnis der Krankheitsentwicklung zu verbessern, indem sie Lebensstil- und Umweltfaktoren, molekulare und bildgebende Marker integriert, um deren relativen Einfluss auf kardiometabolische Krankheiten zu bewerten. Im Jahr 2019 erhielt sie den renommierten John Goldsmith Award für ihre Leistungen auf dem Gebiet der Umweltepidemiologie.